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ARBEITER DER STAUMAUER PANIX
Fritz Hirzel, „Wir haben bis jetzt Glück gehabt“
Arbeiter der Staumauer Panix hoffen auf späten Winter,
Bau+Holz, Zürich, 1. September 1988, Bild Iren Stehli
„Ich finde es gut hier oben, mir gefällt‘s“, sagt einer der
Bauführer auf der Alp Panix. „Ich komme am Montagmorgen
hinauf und gehe am Freitag wieder nach Hause.“ Er
ist verheiratet – Familienvater, wohnhaft im zürcher Oberland.
Übemachten tut er allerdings nicht in der Barackensiedlung
1400 m. ü. M. Er hat sich eine Wohnung in Vuorz unten
genommen, zehn Autominuten entfernt.
„Wir haben Glück gehabt“, sagt er. Letztes Jahr stand
die Baugrube zweimal tagelang unter Wasser – diesmal kam
der Bach, der während der ganzen Bauzeit die Staustelle
passiert, noch nie mit Hochwasser. „Da gibt es gewisse Phasen,
in denen der Bach höher ist als die umliegende Baugrube.
Und im Moment, wo wir Hochwasser haben, schwappt der Bach
aus dem Bett über in die darunter liegende Baugrube und
füllt sie auf mit Schutt“, sagt sein Kollege, ebenfalls Bauführer.
Nach dem Unwetter vom 19./ 20. Juli letzten Jahres
dauerten die Aufräumarbeiten rund einen Monat.
Was reizt einen Mann aus Rüti, eine Saison auf der Alp
Panix zu arbeiten?
„lch wollte einmal etwas anderes sehen, eine Abwechslung
haben, ich mache es überhaupt nicht wegen dem Geld.“
lst es hart hier oben?
„Also nicht, wenn schönes Wetter ist. Aber wenn es den
ganzen Tag seicht, dann ist es schon hart.“
Und nächstes Jahr?
„Ich muss wieder nach Rüti. Mein Chef hat mich nur kurze
Zeit gehen lassen. Es reut mich an und für sich. Ich
würde gerne Iänger hier bleiben. Auf der anderen Seite, auch von
der Familie her muss ich sagen ist es wahrscheinlich gut,
wenn ich dann im Herbst wieder hinuntergehe.“
280 m ist sie lang, die Schwergewichtsmauer auf der
Alp Panix.
„Das ist schon recht“, sagt der junge Bündner, der mit dem
Bauführer aus Rüti in der Kantine sitzt. „Das sieht gut
aus – nachher, wenn’s fertig ist.“
Der Bündner kommt aus Siat, dem Nachbardorf. Anfang
November hat er hier oben angefangen.
„Einen ganzen Monat haben wir noch betoniert da hinten,
als ich hier oben anfing.“
Dann kam der Schnee. Und dieses Jahr?
„Ich habe am 23. Februar bereits angefangen. Am Anfang
sind wir zu zweit gewesen – und dann schnell zu dritt,
zu viert. Jeden Montag ist jemand gekommen. Und zuletzt
haben wir wieder die ganze Equipe da gehabt.“
„Wann kommt's schneien - dieses Jahr?“
„Das kann ich nicht sagen. Ich hoffe spät. Bis Mitte Dezember
sollte es gehen.“
Gearbeitet wird auf der Alp Panix in zwei Schichten. Von
elf Uhr spät bis fünf Uhr früh ist Nachtruhe – von Ausnahmebewilligungen (Steinbruch und wenn Betonetappen
nicht fertig sind) abgesehen.
Ein Drittel der sechzig Mann auf der Alp Panix sind Schweizer,
ein Viertel Jahresaufenthalter, der Rest Saisonniers.
Jeder Dritte ist Italiener, jeder Fünfte übernachtet im Tal
unten – Gebirgspendler sozusagen.
„Das ist für mich die grösste Baustelle bis heute“, sagt ein
Jahresaufenthalter. Der Mann ist Jugoslawe, kommt
aus Montenegro. Seine Familie wohnt in Thusis unten. Mit
dem Auto ist das eine Stunde. Und die ist ihm
nicht zuviel.
„Wenn sie mich hier brauchen, bleibe ich. Sonst gehe ich
nach Thusis zum Schlafen.“
Und wenn er bleibt? Was machen sie abends hier oben?
„Karten spielen“, sagt er. „TV schauen. Und lesen.“
Auf der Alp Panix arbeitet er als Vorarbeiter. Er war von
Anfang an dabei. Hier oben hat er auch die Unwetter im letzten
Jahr erlebt. Zweimal war der ganze Stollen überschwemmt.
Talaufwärts staute sich das Wasser.
„Wir haben immer gearbeitet – weiter unten halt“, sagt
er gelassen.
Letztes Jahr fiel der erste Schnee am 20. November.
Die Saisonarbeiter gingen heim, die Jahresaufenthalter sind
noch bis zum 15. Dezember geblieben.
„Wir haben noch die Baustelle in Ordnung gebracht“,
sagt der Mann aus Montenegro. Auch diesmal bleibt er bis
zum Schluss. Dann fährt er mit der Familie für einen
Monat nach Hause, die Weihnachten will er in Jugoslawien
verbringen. Und nächstes Jahr wird er wieder hier
oben sein.
„Bis die Baustelle fertig ist“, sagt er, „komme ich wieder.“
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