GLOBUS, ZÜRICH 1968 (LESEPROBE IV)
Fritz Hirzel, Fossil. Roman. 234 Seiten. Zürich 1994.
Hier hatte Hengartner gestanden, hatte Flugblätter verteilt
in jenen Tagen, als sie demonstriert hatten in der
Stadt, im Sommer 1968. Hatte nicht alles, was er gewollt
hatte, sich ins Gegenteil verkehrt? Hatten sie
nicht den öffentlichen Raum zurückgefordert?
Strassen, Plätze, Häuser?
Sie hatten, ein paar Schritte entfernt, zwischen Limmat
und Hauptbahnhof den Globus gewollt, ein leerstehendes, in
den Fluss gestelltes Kaufhaus. Aber am 28. Juni, in jener Sommernacht, halb zehn, hatte sich vor dem Globus Polizei
aufgebaut, spritzte Wasserfontänen in die Menge. Und
sie, die Demonstranten? Hatten sie geträumt? Ein autonomes
Leben, Alternativkultur?
Mein Gott, wie fern das war, wie unglaublich weit weg!
Die Parolen kamen Hengartner so entleert vor, so abgenutzt,
so billig, als sei alles nie gewesen, spontan, fantasievoll,
mit zwingendem Witz. Vor dem Eingang zum Hauptbahnhof war
die Baugrube gewesen, aus der das ShopVille entstand.
Hier war ein Mann verhaftet worden, ein kleingewachsener
Italiener. Aus der Menge hatte ein Polizist ihn
herausgegriffen, der Baugrube entlang geschleppt.
Aus der Menge waren Pflastersteine geworfen worden,
aber die Lage hatte sich beruhigt im Augenblick,
in dem der Italiener aus dem Hauptbahnhof gekommen war.
Er hatte nichts getan. Sie konnten den Mann nicht
verhaften, nur weil er Italiener war!