Thomas Hudson, Handel, 1748/49. Händel ist 64, als Hudson

am Bild letzte Änderungen in Öl vornimmt. Er ist der einzige englische

Portraitist, der von Händel zwei grosse Gemälde anfertigt. Auch

Senesino, Pepusch, Susanna Cibber, John Beard und Charles

Jennens malt er. Sein Name steht auf der Liste der Subskribenten

für Händels Partituren.

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EINLADUNG NACH DUBLIN


Die Einladung nach Dublin kommt vom

Statthalter von Irland, William Cavendish, 3rd Duke

of Devonshire. Er hat sie im Frühjahr

persönlich überbracht. Plötzlich, im Spätherbst,

reist Händel überraschend schnell ab.



               Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.

               Donnerstag, 3. Juni 1742


Händel hat seit dem 20. Januar 1742 in der New Musick

Hall Acis and Galata, Ode for St. Cecilia’s Day,

Esther, Alexander’s Feast, L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato, Imeneo und Saul gegeben.

      Und es ist im Haus, das er an der Abby Street gemietet

hat, wo ihn Mitte Februar, zwischen zwei Aufführungen von

Esther, spätvormittags aus Faukner’s Dublin Journal

die eilig noch eingerückte Freudenbotschaft erreicht: Hallelujah! Walpole ist gestürzt.

      Der britische Premierminister Sir Robert Walpole tritt

zurück, nach all den Jahren also doch: Walpole ist gestürzt.

So lange ist das in London Wunschdenken seiner

Gegner geblieben:

      Haben sie nicht immer und immer wieder betont, aus dem

Sumpf der Korruption kommt er diesmal nicht heraus

und haben ihr Wunschdenken ausgebreitet, bis ein hartnäckig zirkulierendes Gerücht daraus wurde, das jedes Mal

dann doch wieder uneingelöst blieb?

      Walpole ist gestürzt. Selbst ein entschiedener Gegner

wie Henry Furnese hat das zuletzt nicht mehr für ganz so sicher gehalten, wie er sich selbst und all den anderen einzureden

stets bemüht war, in jeder Parlamentssitzung, wo er das Wort hatte,

im Lincoln’s Inn Fields Theatre, in La Francesinas Garderobe,

beim Dinner mit Händel.

      Ausgelöst hat Walpoles Rücktritt, es ist ein Langzeiteffekt,

Vernons Sieg in Porto Bello. Aus keinem anderen Grund ist der

Admiral nach Westindien losgesegelt, aus keinem anderen

hat er Porto Bello erobert, wie er im Parlament ankündigt, mit nur

sechs Kriegsschiffen!

      Aber die Stimmung in London hat 1742 gedreht,

der Krieg hat sein Gesicht verändert, der Triumph von Porto

Bello wird überlagert durch die Zunahme der Kriegskosten

und durch Nachrichten, die von Niederlagen künden.


Atmet Händel auf?

Der Krieg verlagert sich, bezieht jetzt auch Frankreich

mit ein und eröffnet für England auf dem europäischen Festland

eine neue Flanke.

      Aber zuletzt ist es dann doch, wie so oft im Leben,

nur irgendeine Lappalie, die Walpole, der genau diesen Krieg

nicht gewollt hat, im Parlament in London zu Fall bringt.

Zuckt Händel die Schultern? Atmet er auf? Ist er erleichtert?

      Walpole ist gestürzt. Nein, Händel überrascht das nicht.

Es hat Hinweise gegeben, Anzeichen für Frankreichs möglichen Kriegseintritt, Vorboten selbst im Familienkreis des

Premierministers.

      Letztes Jahr ist Horace Walpole, sein Sohn, von der

Grand tour vorzeitig zurückgekehrt. Am 1. Mai 1741 schreibt er

aus Reggio an Richard West:

     Ich gehe von hier nach Venedig aus Angst, es könnte

Krieg mit Frankreich geben, und dann muss ich mich selbst durch Deutschland durchschlagen. Wir hatten eine fehlerhafte

Bilanz bei den Seekämpfen in Amerika. Aber wir sind soweit weg,

dass man nicht sicher sein kann.


Göttinnen bei Farcen ausgeliehen

Jetzt sitzt Horace Walpole selbst im Parlament in London,

er hat Mühe sich mit dem Abgang seines Vaters aus der Politik abzufinden, sammelt Kunst (noch hat er die Villa bei

Twickenham nicht, die er zu Strawberry Hills ausbaut) und

pflegt Klatsch.

      Er macht Sängerinnen herunter und bezichtigt

Händel „all die Göttinnen bei den Farcen” auszuleihen, was auf Kitty Clive gemünzt ist, die an ihrem Benefizabend 1741 in

James Millers Komödie The Universal Passion mal wieder

mit dem Song glänzt, den Händel ihr vertont hat,

I like the am'rous Youth that's free.

      Mit dem Autor von The Universal Passion hat Händel

ohnehin zu tun, Miller schreibt das Libretto für sein Oratorio

Joseph and His Brethren, aber 1740 reisst Miller auch

eine politische Kontroverse vom Zaun.

      Er veröffentlicht ein Gedicht, 252 Zeilen, Are these Things So?

The Previous Question, from an Englishman in his Grotto,

to a Great Man at Court. Liegen so die Dinge? Die vorhin schon gestellte Frage eines Engländers in seinem Grotto an

einen grossen Mann bei Hofe.

      Der Englishman in his Grotto ist der Schriftsteller Alexander

Pope, der Great Man at Court Premierminister Robert

Walpole, Pope klagt ihn der Korruption an:


Lumpiges Bestechungsgeld

O Nation lost to Honour and to Shame! So, then, Corruption

now has chang'd its Name: And what was once a paultry

Bribe, to Day Is gently stil'd an Honourable Pay. Oh, für Ehre

und Scham verlorene Nation! Korruption hat jetzt also

ihren Namen geändert: Und was mal lumpiges Bestechungsgeld

war, gilt heut als ehrenhafte Bezahlung.

      Hat Händel einen Faux pas begangen? Ebelin, sein Kopist,

kommt am 4. April 1741 an der Brook Street mit

The London Daily Post zu Händel herauf. Es ist wieder mal ein besorgter Leserbrief. An zwei Stellen hat Ebelin

sich gestossen.

      Seine erste, im Blatt angestrichene Stelle lautet:

Und werden wir nach so vielen Jahren des Aufenthalts

(etwa des grossen Musikers) ihn wegen eines einzigen Fehltritts, wegen eines ihm unterlaufenen, nicht beabsichtigten

Faux pas, ihn dann gleich gänzlich fallen lassen statt ihn im

Land zu halten, dem er so lange gedient hat?

      Der Brief ist mit J. B. gezeichnet, und Ebelin hat keine Ahnung,

wer das sein kann. Die zweite, ebenfalls von Ebelin

angestrichene Stelle lautet:


Einem Genie die Fehler verzeihen

Ihr könnt dieses Mal, Sir, unschwer erkennen,

was ich mit diesem Brief bezwecke. Ich wünschte, ich könnte die Entschuldigung voll zur Wirkung bringen, und die Gentlemen überzeugen, die sich durch das Verhalten dieses grossen Mannes brüskiert vorkommen, (denn ein grosser Mann muss er

in der Musikwelt sein, mag sein Unglück zu spät jetzt auch das Gegenteil behaupten).

      Ich sage, ich wünschte, ich könnte sie überzeugen

ihn wieder in ihre Gunst aufzunehmen und von der grausamen Verfolgung durch kleine Gehässigkeiten zu befreien,

die sein Missfallen benutzen und seine Bilanz so rasch in den

Keller fallen lassen, wie er sie aufstellt, und tausend

andere kleine Kniffe benutzt um ihn zu verletzen und zu nötigen.

      Ich bin sicher, wenn sie das Ding ohne Vorurteil betrachten,

nehmen sie ihn wieder in ihre Gunst auf. Aber in der

Zwischenzeit soll sich, was er nicht will, die Öffentlichkeit

darum kümmern.

      Es wäre eine unverzeihliche Undankbarkeit, und da das

Oratorio vom nächsten Mittwoch sein letztes in dieser Saison ist

und wenn der Bericht stimmt, sein letztes überhaupt

in diesem Land für immer, so lasst sie mit grosszügigem,

freundlichem Wohlwollen dieses, sein letztes Haus

füllen und ihm bei seiner Abreise zeigen, dass London, die grösste

und reichste Stadt in der Welt, gross und reich an Tugend

wie an Geld ist, und die Verfehlungen, ja gar die Fehler eines

grossen Genies verzeihen kann.


Verschiedentlich kritisch geäussert

Am Abend selbst deutet nichts auf einen Faux pas hin.

Et voilà, in sein Diary schreibt der Earl of Egmont am 8. April 1741:

Ich ging ins Lincoln’s Inn Playhouse um das letzte Mal

Hendels Musik zu hören, da er nach Spa in Deutschland zu

gehen beabsichtigt.

      Saisonende, ein gelungener Kehraus. Miss Donellan

schreibt an Miss Elizabeth Robinson: All fashionable people

were there.

      Einerlei, ob Händel zur Kur nach Spa oder Aachen

oder ob er gar nach Dublin geht, es ist, als hätte Lady Brown, die eingeschworene Händel-Gegnerin, wieder mal gehustet.

      Was den Leserbrief in The London Daily Post angeht,

kolportiert er ein in Umlauf gesetztes Gerücht. Was soll mit dem

Faux pas sein? Hat Händel auf einer Party eine Bemerkung

gemacht, die ihm den Affront einiger einflussreicher Leute einträgt?

      Händel hat sich über einige Leute am Hof verschiedentlich

sehr kritisch geäussert, und einen Augenblick lang

denkt Ebelin, Händel sei selbst in Millers Kontroverse gegen

Walpole verwickelt. Aber was Pope angeht, so steht

der Engländer in seinem Grotto mit Händel gerade sehr gut.


Susanna Cibber tritt in Dublin auf

Erstens, denkt Ebelin, gibt’s keinen Faux pas.

Und zweitens ist das nicht der Grund dafür, dass Händel es vorzieht eine Weile ausser Landes zu gehen, nicht allzu weit entfernt.

      Andererseits könnte, denkt Ebelin, der Faux pas Händel

die Entscheidung nach Irland zu gehen erleichtert haben, aber

was soll es? Es osziliert der Klatsch, kaschiert mit

einer Prise Promotion.

      Wer rettet Händel aus der Umarmung dessen, der ihn in

Schutz zu nehmen vorgibt? in Schutz zu nehmen vor wem? wen

hat Händel denn beleidigt? und in welcher Art?

      Einmal mehr ein Leserbrief, gutgemeint, in der Sache

mehrfach falsch, unter anderem nennt er Farinelli einen

Händel-Sänger. Nein, denkt Ebelin, der Leserbrief in The London

Daily Post ist ein Missverständnis, ein Ärgernis, sein

Verfasser ein Wichtigtuer, auch wenn sein Enthusiasmus

anscheinend ungeteilt ist, er inszeniert sich selbst.

      Auch Ebelin hat sich gefragt, was Händel bewegt

die Einladung nach Dublin so plötzlich anzunehmen, auch

Ebelin hat sich gefragt, was Händel bewegt die Saison

in London, für die er zwei neue Oratorios, Messiah und Samson,

aufführungsreif hat, so plötzlich fahren zu lassen.

      Aber Ebelin hat sich noch etwas anderes gefragt:

Wann erfährt Händel, dass Susanna Cibber nächste Saison

in Dublin auftritt? Das hat Ebelin nicht herausbekommen.


Männer haben Bedürfnisse

Händel braucht zwei Wochen für die Reise nach Dublin,

die William Cavendish 3rd Duke von Devonshire, der Statthalter

von Irland, im Frühjahr 1741 laut Gentleman’s Magazine

in fünf Tagen gemacht hat.

      Aber da der Wind zu ungünstig ist um in Parkgate

loszusegeln, bleibt Händel in Chester hängen. Er logiert sich im Wirtshaus ein, wo am zweiten Nachmittag am Fenster

ein Junge die Nase platt drückt.

      „Und wer ist der Junge?” fragt Händel. „Charlie?” fragt

der Gastwirt, der Händel ein Glas Wein bringt. „Der kleine Burney. Wohnt gleich nebenan.”

      Händel sitzt am Ecktisch und beginnt die Pfeife zu stopfen.

Und als Susanna Cibber eintritt und ihn sieht, sagt sie:

„Men have needs.”

      Und dann, als Händel es übers Meer endlich nach Dublin

geschafft hat, redet bei seiner Ankunft die Zeitung

Pue’s Occurences ihn so an, dass er gleich richtigstellen muss:

Mr. Handel please!

      Pue’s Occurences schreibt: Und letzten Mittwoch

(dem 18.) kam der berühmte Dr. Handell im Packet-Boat aus

Holyhead hier an, universell bekannt durch exzellente

Kompositionen aller Arten von Musik.


Vier Hafenarbeiter. Eine Orgel.

Händel begleiten auf der Überfahrt Susanna Cibber,

der Organist Macleane mit seiner Ehefrau, der Sopranistin

Macleane, Ebelin und andere.

      Zur Begrüssung sind James Quin, Kitty Clive und John

Church gekommen und sorgen für ein grosses

Wiedersehen mit Küssen, Umarmen und Lachen. Das Gepäck

von Susanna Cibber stapelt sich am Kai, und vier

Hafenarbeiter sind damit beschäftigt Händels Orgel von

Bord des Packet-Boats zu schaffen.

      Etwas abseits stehen drei Dubliner Gentlemen, Dekan

Owen, Vizedekan Wynne und Mr. Putland. Sie sind

gekommen um Händel zu bitten bei einer Musikaufführung

in der St. Andrew's Cathedral die Orgel zu spielen.

      Das tut Händel am Donnerstag, 10. Dezember 1741.

Am 21. Dezember hat Susanna Cibber den ersten Auftritt mit Quin

im Theatre Royal an der Aungier Street. In The Conscious

Lovers gibt sie die Indiana.

      Am 23. Dezember hat Händel das erste Subskriptionskonzert.

Zuvor ist, genau eine Woche nach Händel, die Sopranistin

Christina Avoglio in Dublin eingetroffen, in Faulkner’s Dublin Journal

steht aber: Letzten Dienstag (dem 21.) kam in der Yacht von

Parkgate Signora Avolio an.


Ich weiss nicht, ob ihr tot seid

Na und? Der Drucker George Faulkner ist ein kleiner,

fetter Mann mit grosser, striemengepuderter Perücke und braunen Kleidern. Gern erzählt er die folgende Geschichte:

      Ein Gentleman schneit eines Tages in grosser Aufregung

bei ihm herein. Zu seinem Tod ist in Faulkner’s Dublin Journal ein Nachruf erschienen, was ihm erhebliche Umtriebe bereitet,

da seine Gläubiger plötzlich alles bezahlt haben wollen, was er

ihnen schuldet.

      „Sir”, sagt Faulkner. „Ich kann unmöglich wissen, ob ihr

am Leben oder tot seid. Aber ich bin sicher, ich hab euch in meinem Journal als einen guten Mann hingestellt.”

      Und der Gentleman ist so erfreut, dass er in Faulkners Laden

an der Essex Street Bücher im Betrag von vierzehn Shilling bestellt, den er der Liste seiner Schulden hinzufügt.


War Dublin den Seitensprung wert?

Es ist in Dublin, wo Händel erfährt, dass Heidegger

eine neue Lizenz für Opernaufführungen im King’s Theatre

Haymarket erhalten hat. Eigentlich hat Händel

vorgehabt nur über Winter in Dublin zu bleiben, aber schliesslich

bleibt er bis 13. August 1742.

      Freie Abende verbringt er gern bei Mrs. Vernon's auf

Clontarf Castle. Für die Lady, eine geborene Dorothy Grahn,

schreibt er Forest Music.

      Zur Waldmusik inspiriert ihn die irische Umgebung.

Er ist angetan von irischen Folksongs, in Dublin hört er auf der

Strasse The poor Irish Boy und hält die Melodie in seinem

Skizzenbuch fest, mit dem Titel Der arme irische Junge.

      Und als er am 20. Februar 1742 mit Acis and Galatea

herauskommt, was sich im Tagebuch einer Besucherin als Asses

and Gatatea niederschlägt, führt er glatt einen Irish Jig ein.

      Seine Gastgeberin Mrs. Vernon stammt aus Hannover,

sie ist zur Zeit King George I. mit ihrem Bruder Hans Otto Grahn zusammen nach England gekommen, eine halbe

Ewigkeit ist das her.

      Händel reist nach der Messiah-Wiederholung nach Cork,

wo er einige Freunde besuchen will, und als er endlich dabei ist in Dublin sich reihum zu verabschieden und auf seiner Tour

bei Duc und Duchesse of Devonshire anlangt, die ihn zum Dinner eingeladen haben, fragt der Duc bei Tisch: „Und? War Dublin

den Seitensprung wert?”

      Und Händel erwidert: „Unbedingt.” Er nagt gerade an

einem Hühnerschenkel, und die Duchesse of Devonshire gewährt

ihm lächelnd den allertiefsten Blick auf die hübschen

Rundungen ihrer im Satinkleid halb freiliegenden Brüste, und Händel verspricht wiederzukommen, woran er ernsthaft nicht denkt.


Musen In Ketten

Als Pope 1742 Dunciad, Buch vier, veröffentlicht, tut er es mit

dem Versprechen, die Vernichtung des Verstandes

in England aufzuzeigen. Es erstrahlt, spricht der geistesgestörte

Prophet, das Sternbild des Hundes.

      Die Tochter von Chaos und Nox ist Dulness, sie ist

die Dummheit, sie ist es, die ihr Haupt erhebt, alles abstumpft,

die neue Welt korrumpiert und hineinpresst in das

saturnische Zeitalter der Führung.

      Als Dulness den Thron besteigt, ist ihr Kronzimmer

ein allegorisches Tableau, die Wissenschaft angekettet unter ihrem Fussschemel, die Logik geknebelt und gefesselt, der Witz

aus ihrem Königreich gänzlich verbannt.

      Die Rhetorik liegt nach einem Strip am Boden,

an den Sophismus angebunden, die Moral in eine Robe gekleidet, festgezurrt von zwei Kordeln aus Pelz, dem Hermelin

der Richter, und Leinen, dem Stoff des Bischofsgewandes,

und jedes Mal, wenn Dulness nickt, zieht ihr Page,

ein notorischer Scharfrichter namens Page, der über hundert

Leute exekutiert hat, beide Kordeln fest zusammen

und stranguliert die Moral.

      Die Musen liegen, bewacht von Schmeichelei und Neid,

zehnfach in Ketten.


Dummheit vertreibt ihn

Wie auch immer, es ist Opera, die Dulness warnt

und sagt, Händel sei eine Gefahr für sie. Seine Opern hätten

zuviel Sinn, ihr Plot sei zu gut geschnürt, ihre

Aufführung zu männlich.

      Und was macht Dulness? Logisch, die Dummheit

vertreibt Händel nach Irland. Dunciad, Buch vier, Absatz sechs:

      O Cara! Cara! silence all that train: Joy to great Chaos!

let Division reign! O Cara! Cara! erstickt den ganzen Unmut: Erfreut euch des grossen Chaos! herrschet durch Teilen!

      Folgt, zehn Zeilen später, der Vers, der England und

Händel aufdatiert:

      Strong in new arms, lo! Giant Handel stands,

Like bold Briareus, with a hundred hands; To stir, to rouse,

to shake the soul he comes, And Jove's own thunders

follow Mars's drums. „Arrest him, Empress, or you sleep no more –” She heard, and drove him to th' Hibernian shore.

      Seht, mit starkem Anschlag! neu steht Händel da,

der Hüne, unerschrocken wie Briareus, mit hundert Händen.

Die Seele zu rühren, aufzuwecken, zu erschüttern

kommt er. Und Jupiterstürme folgen den Trommeln des

Mars. „Verhaftet ihn, Kaiserin! Oder ihr schlaft

nicht mehr –” hörte sie und vertrieb ihn an Irlands Küste.


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