Peter Lely, Elizabeth, Countess of Kildare, circa 1679


Jeder eine Fackel in der Hand   weiter   zurück



der DRUCKER, DER AUTOR WIRD

 

Der Drucker Samuel Richardson, ein Mann in

finanziell gesicherter Position, kleingewachsen, füllig, zarte Gesichtszüge, rundlicher fleischiger Kopf:

Eigentlich sollte er ein Ratgeberbuch schreiben, jetzt

hat er einen Roman angefangen.



               Neil Coke, Jeder eine Fackel in der Hand. Roman.

               Donnerstag, 22. November 1739


Samuel Richardson ist nach North Hammersmith zurückgekehrt,

jetzt steht er im Grotto und streift das Tagewerk ab, er ist Drucker und Verleger, vor einer Stunde hat den Rasen des Wohnhauses

überquert, die Tür aufgesperrt und Licht gemacht.

      Wieder starrt ihn der Brief zuoberst auf dem Stapel

unerledigter Post an. Er stammt von einem seiner Autoren,

aber Richardson will nicht, dass der Brief ihn noch

länger anstarrt, er braucht die Ermahnung nicht mehr, er dreht

den Brief um und legt ihn so zurück, dass ein anderer

zuoberst auf dem Stapel liegt und ihn anstarrt.

      Mir haben die Ostwinde derart zugesetzt! hatte Aaron Hill

geschrieben, Autor, Redaktor, Herausgeber, Übersetzer, Regisseur, Kaufmann, Opernmanager und was sonst noch alles.

Das soll die Begründung einer Absage sein? Richardson lacht.

Die Ostwinde? Hill hatte geschrieben:

      Tausend Dank euch für die Freundlichkeit eurer Anfrage

letzte Nacht, lieber Sir, und für diese Bücher, die ich durch den Austräger zurückgebe, und für den exzellenten Traubenkorb,

den mir zu schicken ihr letzte Woche die Güte hattet,

und für alle und jede eurer ohne Ende sich folgenden, stets

engagierten Gedanken und Handlungen!

      Mir haben die Ostwinde derart zugesetzt, dass ich

widerstrebend gezwungen war, sie die Ernte auf dem Land

ohne mich beginnen zu lassen, aber ich bin bestrebt,

mich in ein Vertrauen hinlänglicher Kraft zu schmeicheln, um

es zu wagen bei ihnen, ehe sie mit der Arbeit fertig sind, vorbeizuschauen.


Er hat noch nie einen Roman geschrieben

Wie verrückt, mein lieber Mr. Richardson! dass unsere

aktiven Seelen in Körpern logieren, die zu fragil sind, sie vor dem Eindruck von Schmerz zu bewahren, aber stark genug,

sie zu hindern ihr Quartier zu wechseln!

      Meine würde ihre Gefangenschaft mit Entzücken aufgeben,

aber sie bleibt an ihr zu enges Gefängnis gefesselt –

und tut Busse, befürchte ich, um sich (ganz in der Vorstellung

eures Freundes Doktor Cheyne) auf eine umso

ausgedehntere Handlungskapazität in der Zeit danach vorzubereiten.

      Bei Gott, hätte sie in ihrer gegenwärtigen Situation

die Macht, alles Gute umzusetzen, das zu geniessen ihr versagt

bleibt, so hätte ich euch etwas sagen, das für euch

wissenswerter wäre, als ich es tue, ergeben und herzlich, lieber Sir, euer euch höchst verpflichteter, ergebener Diener A. Hill.

      Richardson tritt ans Stehpult. Am 15. Oktober 1739 hat

er Hill den Stoff zu einem Roman vorgeschlagen,

den Stoff zu Pamela, aber der Autor hat, wie alle anderen

auch, abgesagt. Und Richardson hat Pamela selbst

zu schreiben angefangen.

      Er ist ein Mann in finanziell gesicherter Position,

kleingewachsen, füllig, zarte Gesichtszüge, rundlicher,

fleischiger Kopf. Eigentlich sollte er ein Ratgeberbuch

schreiben, jetzt hat er einen Roman angefangen.

      Er hat noch nie einen Roman geschrieben, vor zwölf Tagen,

am 10. November 1739, hat er damit angefangen und

das Manuskript zurückgestellt, das er auf Anregung zweier

Buchhändler begonnen hat, als der zündende Funke

herausspringt, die Idee eines Romans.


Was für Franzosen

Wie ist das gewesen? Er hat in Bible and Crown,

St. Paul’s Churchyard, bei Charles Rivington, seinem

Geschäftspartner und Freund, in der Buchhandlung

gestanden, als ein Titel ihn anspringt, Love in Excess.

A Novel. By Eliza Haywood.

      Ein Stapel, aufgeschichtet. Er greift sich das Buch,

berührt es, dreht es begutachtend, hält es in der Hand, wie ein

Drucker ein Buch in der Hand hält, ein Buchdrucker,

und Rivington sagt: „Die Neuauflage. Soeben erschienen.”

      Richardson blickt gebannt auf den Titel. Er zögert, er sagt:

„Aber das ist doch ein Roman, ein richtiger Roman.”

Es ist der zufällig anwesende Dritte im Laden, der hustet,

John Osborne, Buchhändler in Golden Ball,

Paternoster Row.

      „Das ist was für Franzosen, Love in Excess. Schreibt ihr lieber

einen Ratgeber, wie es nicht soweit kommt.”

      Aber Richardson dreht ab, lächelt und hält Rivington

das Buch hin. „Einpacken.” Verdammter Verkäufer, denkt er,

als er bezahlt hat und, das in hübsches Seidenpapier

eingeschlagene Buch in der einen, die Türklinke in der anderen

Hand, aus dem Laden tritt.


Sehr begehrt in der Welt

Rivington ist auf der Türschwelle stehen geblieben.

„Ich hab gewusst, ich hab den Stapel für jemanden aufgeschichtet.” Und, als Richardson auf die Strasse getreten ist und sich,

von einer Kutsche überholt, entfernt, ruft Rivington ihm nach:

„A piece of this kind is much wanted in the World!”

      Richardson erzählt seinen Roman in Briefen einer

Schönheit, die gerade mal fünfzehn ist, Pamela Andrews.

Mind the gap. Fünfzehn? Richardson, der Autor ihrer

Briefe, ist letztes Jahr fünfzig geworden.

      Er ist ein in London gut etablierter Verleger, Zeitungs- und Buchdrucker, in zweiter Ehe verheiratet mit Elizabeth

Leake, der Schwester eines reichen Geschäftsfreunds, des Buchhändlers James Leake in Bath.

      Richardson hatte Elizabeth Leake 1733 geheiratet,

nachdem seine erste Frau zwei Jahre zuvor gestorben war.

Eigentlich hätte er Geistlicher werden sollen, aber es

war im Elternhaus kein Geld da, um ihn an die Universität

zu schicken.

      So wurde er mit sechzehn bei einem Drucker in

die Lehre gegeben, bei John Wilde, der ihm das Handwerk

beibrachte und ihn nach der Lehrzeit als Drucker,

Setzer und Korrektor beschäftigte, bis Richardson 1721 sich als Drucker selbständig machte und Martha Wilde, die

Tochter seines Lehrmeisters und früheren Arbeitgebers, heiratete.


Sexuelle Übergriffe ihres Arbeitgebers  

Was Richardson mit Pamela zu Papier bringt, ist nicht

einfach ein Roman, es ist der erste moderne Roman, es ist der

Roman im Augenblick der Geburt des Romans, nur dass

das nicht ein Ereignis ist, sondern ein Prozess wie die Geburt des Orchesters, und dass zu dem, was Richardson mit Pamela

zu Papier bringt, selbstredend gehört, dass er von seinem bevorstehenden Ruhm nicht die leiseste Ahnung hat.

      Erst Anna Laetitia Barbauld, die 1805 seine Korrespondenz

in sechs Bänden herausgibt, macht ihn zum Father of

the modern Novel, aber was ist modern? und was ein Vater?

Und falls es ihn gibt, diesen Romanhunger, was macht

ihn aus?

      Die Details der Intimitäten, in denen der Stoff eines Romans

gärt und im Leser jenen Sog erzeugt, der ihn nach mehr verlangen lässt? Seit Richardson seiner Ehefrau und Elizabeth

Midwinter, die er als junge, mit ihnen zusammenlebende Lady beschreibt, de facto ist sie ihr Kindermädchen, ein Stück

aus Pamela vorgelesen hat, kommen sie Abend für Abend in sein Grotto und fragen nach der Fortsetzung der Geschichte.

      „Habt ihr noch mehr von Pamela, Mr. Richardson?” fragt

Elizabeth Midwinter, als sie jetzt ins Grotto tritt und Platz nimmt, begleitet von Elizabeth Richardson, die lächelnd hinzufügt:

„Wir kommen um ein bisschen mehr von Pamela zu hören!”

      Was er schreibt, ist ein Dienstmädchenroman, aber es ist

auch das Protokoll der sexuellen Übergriffe ihres Arbeitgebers.

Und er liest vor, was Pamela an ihre Eltern schreibt:


Mein Gott, hab ich mich erschreckt  

Hab mich soeben wahnsinnig erschreckt. Denn gerade,

als ich im Ankleidezimmer meiner verstorbenen Lady diesen

Brief zusammenfalte, kommt mein junger Herr herein!

      Mein Gott, hab ich mich erschreckt! Ich hab den

Brief sogleich in meinem Busen versteckt, und er sieht mich

in meinem Erschrecken und lächelt und sagt: „Wem

habt ihr geschrieben, Pamela?”

      Ich sage in meinem Erschrecken: „Vergebt mir, euer

Ehren, an Vater und Mutter.” Er sagt: „Lasst mich sehen, wie

weit ihr’s mit eurem Schreiben gebracht habt!”

      Oh, hab ich mich geschämt. Zu meinem Erschrecken

nimmt er den Brief, ohne noch etwas zu sagen, und liest ihn

ganz durch und gibt ihn mir wieder. Und ich sage, ich

weiss nicht warum: „Euer Ehren, verzeiht mir.”

      Denn er war seinen Eltern stets gehorsam. Und warum

sollte er wütend sein, nur weil ich so in mich versunken

war? Und tatsächlich ist er nicht wütend, denn er nimmt meine

Hand und sagt: „Ihr seid ein gutes Mädchen, Pamela.”


Schöne Mädchen tragen Strümpfe  

Mrs. Jervis ist dabei, als er mir einige Geschenke gibt,

und gleichzeitig gibt er auch ihr eine Menge wertvoller Dinge.

      Und bittet Mrs. Jervis sie zu tragen in Erinnerung an ihre

gute Freundin, meine Lady, seine Mutter. Und als er mir

diese feinen Sachen gibt, sagt er: „Diese, Pamela, sind für

euch. Macht sie euch zurecht. Und wenn eure Trauer

vorbei ist, tragt sie anstelle eurer Herrin.”

      Mein Herr gibt mir noch mehr feine Dinge. Er ruft mich ins Ankleidezimmer meiner verstorbenen Lady, reisst ihre

Schubladen auf und gibt mir zwei Kostüme aus feinen flandrischen Spitzen, drei Paar feine Seidenschuhe, die mir wie angegossen passen, da meine verstorbene Lady einen sehr kleinen Fuss hatte.

      Und mehrere Bänder und Knoten fürs Haar in allen Farben,

und vier Paar feine, weisse Baumwoll- und drei Paar

Seidenstrümpfe und zwei Paar kostbare Mieder und ein Paar

Schuhe mit prächtigen, silbernen Schnallen.

      Ich bin so vor den Kopf gestossen, dass ich eine Zeit lang

kein Wort herausbringe, aber zuinnerst schäme ich mich die Strümpfe anzunehmen, denn Mrs. Jervis ist nicht dabei.

      Wäre sie dabei gewesen, es hätte nichts weiter bedeutet.

Aber es ist unschicklich sie zu nehmen, glaube ich, denn er lächelt

über meine Unschicklichkeit und sagt: „Stellt euch nicht

so an, Pamela. Meint ihr, ich weiss nicht, dass schöne Mädchen Schuhe und Strümpfe tragen?”


Dabei küsst er mich  

Er schaut mich an, wann immer er mich sieht, was nichts

Gutes verheisst. Zuletzt kommt er zu mir, als Mrs.

Jervis mich gerade verlassen hat, und ich mit Näharbeit im Sommerhaus im kleinen Garten beschäftigt bin.

      Ich will gerade aufstehen, aber er sagt: „Nein, geht nicht,

Pamela. Ich hab euch etwas zu sagen. Aber ihr geht

mir immer aus dem Weg, sobald ich in eure Nähe komme,

als hättet ihr Angst vor mir.”

      Ich bin ganz verwirrt. „Sir”, sage ich. „Es gehört sich nicht

für ein armes Dienstmädchen in eurer Gegenwart zu verweilen,

wenn eure Geschäfte es nicht erfordern. Ich weiss, wo

mein Platz ist.”

      „Tja”, sagt er. „Manchmal erfordern’s meine Geschäfte.

Und ich meine, ihr bleibt und hört, was ich euch zu sagen hab.”

Ich stehe ganz verwirrt da und beginne zu zittern, als er

mich bei der Hand nimmt, denn keine Seele ist in unserer Nähe.

      Er scheint um Worte, denke ich, nicht weniger verlegen

als ich, und er sagt: „Meine Schwester Davers will euch zu sich

nehmen, aber sie wird für euch nicht das tun, wozu ich entschlossen bin, wenn ihr ehrlich und gewissenhaft so weiterfährt. Was

hält ihr davon, mein Mädchen”, sagt er mit einigem Eifer, „bei mir

zu bleiben statt zu meiner Schwester Davers zu gehen?”

      Dabei sieht er mich an, mir wird angst und bang, ich weiss

nicht, wild denke ich.

      Als ich reden kann, sage ich: „Euer Ehren verzeihen einem

armen Dienstmädchen, aber da ihr keine Lady habt,

der ich aufwarten kann, und da meine gute Lady nun zwölf

Monate tot ist, würde ich lieber, wenn es euch nicht

missfällt, Lady Davers aufwarten, wie ich beschlossen hab.”

      Ein wenig hastig sagt er: „Weil ihr eine kleine Verrückte seid

und nicht wisst, was für euch gut ist. Ich sage euch, ich

werde eine Gentlewoman aus euch machen, wenn ihr hier

weiterfährt und euch nicht selbst vor dem Licht steht.”

Dabei legt er seinen Arm um mich herum und küsst mich!


Keinen Penny mehr für mein Leben  

Ich kämpfe und zittere, denn ich bin so terrorisiert,

dass ich zu Boden gehe, nicht ohnmächtig, nicht bei mir, so

liege ich in seinen Armen, kraftlos. Er küsst mich zwei,

dreimal, als verzehrte er mich.

      Dann reisse ich mich von ihm los um aus dem

Sommerhaus hinauszukommen. Aber er hält mich zurück

und verschliesst die Tür.

      Ich hätte für mein Leben keinen Penny mehr gegeben.

Und er sagt: „Ich tue euch nichts, Pamela. Habt keine Angst

vor mir.” Ich sage: „Ich werde nicht bleiben.”

      „Das werdet ihr nicht, Flittchen”, sagt er. „Wisst ihr,

mit wem ihr redet?” Ich verliere jede Furcht und jeden Respekt

und sage: „Ja, Sir, das weiss ich nur zu gut! Ich vergesse,

dass ich euer Dienstmädchen bin, wenn ihr vergesst, was sich

gehört für einen Herrn.”

      Ich wimmere und heule. „Was seid ihr für ein verrücktes

Flittchen”, sagt er. „Hab ich euch etwas getan?”

      „Ja, Sir”, sage ich. „Das Allerschlimmste auf der Welt. Ihr bringt

mich dazu mich selbst zu vergessen und was mir gehört.

Ihr verringert den Abstand, den das Schicksal uns bestimmt,

indem ihr euch herbeilässt so frei zu sein mit einem armen Dienstmädchen. Doch ich, Sir, getraue mich zu sagen: Ich bin zwar arm, doch ehrenhaft. Und wärt ihr ein Prinz, ich verhielte

mich nicht anders.”


Ich nehme das Geld nicht

Er ist wütend und sagt: „Wer will euch blöde Schlampe

schon! Hört auf zu flennen! Ich weiss, ich hab mich daneben benommen, aber ich wollte nur sehen, wie ihr drauf

reagiert. Wenn ihr die Sache für euch behält, hätte ich von eurer Klugheit eine bessere Meinung.“

      „Und hier ist etwas –”, sagt er und drückt mir ein Goldstück

in die Hand. “– als Wiedergutmachung für den Schreck, den ich

euch eingejagt hab. Geht, macht eine Runde im Garten.

Und geht nicht ins Haus, bis euer Geflenne aufgehört hat. Und ich schärfe euch ein, ihr sagt nichts von dem, was passiert ist.

Und alles ist wieder gut. Und ich vergebe euch.”

      „Ich nehme das Geld nicht. Wirklich, Sir”, sage ich. „Trotz

meiner Armut.” Um die Wahrheit zu sagen, ich denke,

es sieht aus wie ein Einverständnis. Also lege ich’s auf die Bank,

und da er beleidigt und verwirrt darüber scheint, was ich

getan hab, ergreife ich die Gelegenheit die Tür aufzustossen

und aus dem Sommerhaus hinauszukommen.

      Er ruft mir hinterher: „Ihr hält das geheim, Pamela.

Das schärfe ich euch ein. Und geht noch nicht hinein, wie ich

euch gesagt hab.”

      Den ganzen nächsten Tag bin ich sehr traurig und

beginne meinen langen Brief zu schreiben. Er sieht mich beim

Schreiben und sagt zu Mrs. Jervis:

      „Dieses Mädchen kribbelt andauernd. Ich denke, sie sollte

etwas anderes zu tun finden.” Und als ich den Brief fertig hab,

stecke ich ihn unter den Schminktisch im Ankleidezimmer

meiner verstorbenen Lady, wo niemand vorbeikommt als ich

selbst und Mrs. Jervis, abgesehen von meinem Herrn.

      Aber als ich zurückkomme um ihn zu versiegeln, ist er

zu meiner grossen Besorgnis weg, und Mrs. Jervis weiss nichts

davon. Und niemand weiss, ob mein Herr zu dieser Zeit

in der Nähe gewesen ist. Ich bin darüber ganz durcheinander.

      Aber Mrs. Jervis denkt genauso wie ich, dass auf die eine

oder andere Art er ihn hat. Er zeigt sich kratzbürstig und wütend

und scheint mich zu meiden, wie er es von mir gesagt hat.

      Von Mrs. Jervis verlangt er aber mich anzuweisen,

nicht soviel Zeit mit Schreiben zu verbringen. Es wirft ein

schlechtes Licht auf einen solchen Herrn sich um

so etwas zu kümmern, da ich im übrigen keineswegs untätig

bin, es sei denn, ihn störe, was ich schreibe.


Was meint ihr mit ehrlich?  

Die letzten vierzehn Tage hatten ich und Mrs. Jervis

es sehr angenehm, denn mein Herr hielt sich die ganze Zeit

auf seinem Landsitz in Lincolnshire und bei seiner

Schwester Lady Davers auf.

      Aber gestern ist er nach Hause gekommen. Er sprach mit

Mrs. Jervis, kaum dass er zurück war, und hauptsächlich über

mich. Angeblich sagte er zu ihr: „Tja, Mrs. Jervis, ich weiss,

dass ihr euch für Pamela einsetzt. Aber denkt ihr, sie ist der Familie noch von Nutzen?”

      Mir sagt Mrs. Jervis, die Frage hätte sie völlig überrascht,

aber sie hätte ihm gesagt, ich sei eins der ehrlichsten,

fleissigsten, jungen Dinger, das ihr je über den Weg gelaufen sei.

      „Was”, fragt er, „meint ihr mit ehrlich? Gibt es einen

Grund sie für unehrlich zu halten? Oder ist es jemandem

eingefallen sie herumzukriegen?”

      Ich sei ein tricksendes, junges Ding, sagt er dann. Hätte er

einen jungen Butler oder Steward, ich würde rasch mit einem von beiden einen Deal machen, wenn ich nur glaubte, er sei als

Ehemann zu schnappen.

      „Gut”, sagt er zuletzt. „Nichts mehr von diesem dummen

Mädchen! Aber ratet ihr, da ihr nun schon mal ihre Freundin seid,

die Angelegenheiten meiner Familie nicht als Übungen für

ihre Feder und für ihre Eingebung zu benutzen. Sie ist

durchtrieben, das sage ich euch. Sie trickst wie eine Zigeunerin,

ihr werdet’s noch sehen.”


Ich hab für Gerede gesorgt?  

Ich brach meinen letzten Brief abrupt ab aus Angst,

er könnte hereinkommen, und so geschah’s. Ich steckte

den Brief in meinen Busen und nahm die Arbeit auf,

an der ich gerade war.

      „Bleibt sitzen, Pamela”, sagt er. „Und lasst die Arbeit.

Meinetwegen. Zu mir sagtet ihr nicht, ich sei willkommen

zuhause nach meiner Reise nach Lincolnshire.”

      „Sir”, sage ich. „Das wäre hart, wenn ihr nicht stets willkommen

wärt in euer Ehren eigenem Haus.” Ich will gehen, aber

er sagt: „Lauft nicht weg, ich sag’s euch. Ich hab ein Wort oder

zwei mit euch zu reden.”

      Mein Gott, wie mir das Herz schlägt! Er sagt: „Als ich im

Sommerhaus nicht nett zu euch war, und ihr euch so verrückt benommen habt, als hätte ich euch Schlimmes tun wollen,

hab ich euch da nicht gesagt, ihr sollt über das, was passiert ist,

nicht reden, mit niemandem? Und doch habt ihr für Gerede

gesorgt und meinen Ruf nicht bedacht oder euren.”

      „Ich hab für Gerede gesorgt, Sir?” erwidere ich. „Ich hab

niemanden zum Reden. Fast niemanden!”

      Er unterbricht mich und sagt: „Fast niemanden! Ihr

kleine Verdächtige, was meint ihr mit fast? Lasst euch fragen,

habt ihr mit Mrs. Jervis geredet?“

      „Bitte, euer Ehren”, sage ich erregt. „Lasst mich gehen.”

      „Verdächtige, schon wieder!” sagt er und greift nach

meiner Hand. „Warum antwortet ihr mir nicht? Ist es so schwer

auf eine einfache Frage eine Antwort zu geben? Ich hab

euch etwas gefragt. Antwortet mir.”


Hättet ihr nicht meinen Brief entwendet  

„Oh, guter Herr”, sage ich. “Ich bitte euch nicht weiter in

mich zu dringen aus Angst mich wieder zu vergessen und in

Tränen auszubrechen.”

      „So antwortet mir, ich verlange es”, sagt er. „Habt ihr es

Mrs. Jervis gesagt? Es rumort nur in euch, wenn ihr mir keine

Antwort gebt auf das, was ich euch frage.”

      „Sir”, sage ich und hätte zu gerne meine Hand

weggezogen. „Vielleicht sollte ich euch mit einer Gegenfrage

antworten, aber das stünde mir nicht zu.”

      „Was ist es”, sagt er. „Was wollt ihr sagen? Sagt es!”

      „Warum denn, Sir”, sage ich, „sollte euer Ehren so

wütend sein, wenn ich Mrs. Jervis oder sonst jemandem sage,

was passiert ist, wenn ihr nichts Schlimmes vorhattet?”

      „Gut gesagt, hübsche Unschuld und Ehrlichkeit,

wie Mrs. Jervis euch nennt”, sagt er. „Ihr verhöhnt mich

und tretet mir unverschämt entgegen! Aber warum

gebt ihr mir keine Antwort auf meine Frage?”

      „Nun denn, Sir”, sage ich. “Ich will keine Lüge in die Welt

setzen, ich hab es Mrs. Jervis gesagt, denn mir ist das

Herz fast gebrochen. Aber sonst hab ich niemandem ein

Wort gesagt.”

      „Sehr gut, ihr Trickserin”, sagt er. „Und Verdächtige

wieder! Ihr habt niemandem sonst ein Wort gesagt, sagt ihr.

Aber ihr habt doch wem geschrieben?”

      „Warum jetzt das, euer Ehren?” sage ich, denn auf einmal

bin ich recht mutig. „Diese Frage hättet ihr mir gar nicht

stellen können, hättet ihr zuvor nicht meinen Brief entwendet!”


Eurem Herrn ergeben sein  

„So werde ich blossgestellt”, sagt er. „In meinem Haus

und gegenüber der ganzen Welt, durch eine Heulsuse wie euch?” 

„Nein, Sir”, sage ich. „Und ich hoffe, euer Ehren seid

nicht wütend mit mir. Nichts ist mir ferner als euch blosszustellen,

wenn ich nur die Wahrheit sage.”

      „Höhnisch also”, sagt er. „Schon wieder! Eure Dreistigkeiten!

Ich will auf diese Art nicht ins Gerede kommen.”

      „Bitte, Sir”, sage ich. „An wen soll ich armes Mädchen

mich wenden, wenn ich Rat brauche?”

      „Unverschämtheit!” sagt er und stampft mit dem Fuss.

„Muss ich von euch mir solche Fragen gefallen lassen?”

      Ich falle auf die Knie und sage: „Um Gottes willen,

euer Ehren, erbarmt euch eines armen, verwirrten Dings,

das von seinen Pflichten nichts weiss, aber Ehrlichkeit

und Ruf hochhält! Ich hab sonst nichts, worauf ich baue, ich bin

arm und ohne Freunde, aber ich hab im Leben stets

versucht ehrlich zu sein.”

      „Ehrlich!” sagt er. “Ihr verrücktes Mädchen! Gehört dazu

nicht eurem Herrn ergeben und dankbar zu sein?”


Er steckt seine Hand in meinen Busen 

Er steht auf und geht ins grosse Zimmer nebenan

und lässt mich auf meinen Knien zurück, und ich schlage die

Hand vor mein Gesicht, lege den Kopf auf den Stuhl

und heule herzzerbrechend, denn ich kann nicht länger an

mich halten.

      Schliesslich kommt er zurück, aber Unheil verheissend.

Er nimmt mich auf und sagt:

      „Steht auf, Pamela, steht auf. Ihr seid euer eigener Feind.

Eure perverse Verrücktheit ruiniert euch! Ich sage euch,

ich bin sehr ungehalten über die Freiheiten, die ihr euch bei

der Haushälterin und bei euren Eltern mit mir herausgenommen

habt.“

      „Und der wirkliche Grund, euch diese Freiheiten mit

mir herauszunehmen, ist mich in der Vorstellung anderer zu

quälen und zu sagen: Er zog mich mit Gewalt auf seine

Knie, wie hat er mich erschreckt!”

      Ich sage, ich hab es letzte Nacht oder so in einem

Buch gelesen: „Engel und Heilige verteidigen mich, wenn ich

meine Unschuld verliere und den nächsten Augenblick

nicht überlebe.”

      „Hübsche, kleine Verrückte!” sagt er. „Wie wollt ihr eure

Unschuld verlieren?” Dabei küsst er mich gewaltsam auf Nacken

und Lippen und sagt: „Oh, mein gutes Mädchen! Ihr seid

belesen, sehe ich. Wir machen das unter uns aus, in einer hübschen Romanze. Ich behafte euch drauf.”

      Dann steckt er seine Hand in meinen Busen. Und die

Entrüstung gibt mir doppelte Kraft, und ich reisse mich von ihm

los und renne ins Zimmer nebenan, wo ich die Tür zuwerfe,

und die Verriegelung ins Schloss fällt.

      Aber er folgt mir so dichtauf, dass er einen Zipfel meines

Kleides zu fassen bekommt und ein Stück abreisst, das in der Tür hängen bleibt.


Ich gehe terrorisiert zu Boden  

Ich erinnere mich nur, wie ich ins Zimmer hineingekommen

bin. Von da an weiss ich nichts mehr von der

Sache bis nachher, denn ich ging vor Angst und Terror

zu Boden und lag da, bis er, vermute ich, durch

das Schlüsselloch spähte und mich der Länge nach

ausgestreckt sah.

      Er rief dann Mrs. Jervis, die mit seiner Unterstützung

die Tür aufbrach, und ging weg, als er sah, wie ich zu mir kam.

Und Mrs. Jervis wies er an, die Sache nicht zu erwähnen,

wenn sie klug sei.

      Die arme Mrs. Jervis denkt, es sei schlimmer, und weint

meinetwegen, als sei sie meine Mutter, und nach zwei Stunden

komme ich zu mir.

      Und als ich gerade ein bisschen auf meinen Füssen stehe,

kommt er herein, und ich gehe terrorisiert wieder zu Boden, und

so zieht er sich wieder zurück, aber nur ins Zimmer

nebenan um niemanden in unsere Nähe kommen und seine

faule Tour bemerken zu lassen.

      Mrs. Jervis gibt mir ihr Riechfläschchen, sie hat meine

Schnürbänder aufgemacht und sitzt bei mir im Sessel. Und er

ruft sie zu sich.

      „Wie geht’s dem Mädchen?” sagt er. „Ich hab mein

Leben noch keine solche Verrückte gesehen. Ich hab ihr

überhaupt nichts getan.”

      Mrs. Jervis kann vor Weinen nicht reden.

      „Also?” sagt er. „Sie hat euch scheinbar gesagt, wie nett

ich im Sommerhaus zu ihr war, obwohl ich versichere, ich war

dort genausowenig schuld wie hier. Und ich wünsche,

ihr behält die Sache für euch und erwähnt mich nicht.”

      „Oh, Sir”, sagt Mrs. Jervis. „Um euer Ehren und um

Gottes willen.”


Plappernde, perverse Verrückte

Aber er hört ihr nicht zu und sagt: „In eurem

Interesse, das sage ich euch, Mrs. Jervis, sagt kein

Wort mehr. Ich hab ihr nichts getan. Und ich

will sie nicht in meinem Haus haben, plappernde, perverse

Verrückte, die sie ist!“

      „Da sie aber dazu neigt in Ohnmacht zu fallen oder

zumindest so zu tun, bereitet sie darauf vor, dass ich sie

morgen nach dem Essen sehen will, im Ankleidezimmer

meiner Mutter. Und ihr werdet dabei sein und hören,

was zwischen uns vorgeht.”

      Und so geht er beleidigt weg und lässt die Kutsche

bereitmachen und fährt weg zu einem Besuch irgendwohin.

Mrs. Jervis kommt drauf zu mir, und ich sage ihr alles,

was passiert ist, und sage, ich sei entschlossen in diesem

Haus nicht länger zu bleiben.

      Und sie sagt: „Er macht einem wirklich Angst.” Ich sage:

„Gottseidank hab ich’s bald hinter mir.”

      Je näher der Zeitpunkt der Verabredung rückt, desto

mehr steigert sich in mir der Terror. Manchmal hab ich grossen

Mut, manchmal überhaupt keinen. Und ich denke, ich werde

in Ohnmacht fallen, als es soweit ist und mein Herr gegessen hat.

Ich selbst kann weder essen noch trinken. Und was ich auch

tue, ich habe tränenüberlaufene Augen.


Wie ungerührt fiese Männer dreinschauen  

Zuletzt geht er hinauf ins Ankleidezimmer meiner

guten Lady, ein Zimmer, das ich mal geliebt hab und das ich

jetzt hasse, und schliesslich läutet er mit der Glocke.

Ich denke, es ist mein Sterbensglöcklein. Mrs. Jervis geht hinauf,

auch sie schweren Herzens, die gute, arme Frau!

      Er sagt: „Wo ist Pamela? Sie soll herkommen und

ihr kommt mit ihr.” Sie kommt zu mir, und ich gehe mit ihr hinauf.

Wie ungerührt fiese Männer dreinschauen, während

Unschuldige vor ihnen wie Übeltäter aussehen!

      Er schaut so grimmig, dass mir das Herz sinkt, und ich

irgendwo anders zu sein wünsche, nur nicht hier, obwohl ich

vorher noch all meinen Mut zusammengenommen hab.

Himmel, sage ich zu mir selbst. Gib mir den Mut vor diesem

fiesen Herrn zu stehen!

      „Kommt herein, ihr Verrückte”, sagt er wütend, kaum hat er

mich erblickt, und packt meine Hand mit einem Griff. „Ihr solltet

euch schämen mich zu sehen nach all dem Lärm und

Unsinn und wie ihr mich blossgestellt habt!” Ich mich schämen

ihn zu sehen? denke ich. Eigentlich nicht.

Aber ich sage nichts.


Ihr hättet sie auf eure Knie gezerrt  

„Mrs. Jervis, hier seid ihr beide”, sagt er. „Setzt euch! Oder

lasst sie doch stehen, wenn sie will!” Hey, denke ich, wenn ich kann. Denn meine Knie schlagen heftig gegeneinander.

      „Habt ihr nicht gedacht, als ihr das Mädchen saht, wie

ihr sie fandet, ich hätte ihr das Schlimmste getan, was einer Frau

getan werden kann? Und dass ich sie in der Tat

ruiniert hätte, wie sie es nennt? Sagt mir, konntet ihr etwas

anderes denken?”

      „In der Tat”, sagt Mrs. Jervis. „Ich hab’s zuerst befürchtet.”

      „Hat sie euch gesagt, was ich ihr getan, und alles, was ich

ihr getan hab, was sie zu all der Verrücktheit bringt,

mit der sie meinen Ruf in eurer Meinung schädigt und den

meiner Familie?”

      Mrs. Jervis ist zusehr eingeschüchtert von seiner

Strenge, wie sie hinterher zugibt, und sagt: „In der Tat, sie hat

mir gesagt, ihr hättet sie nur auf eure Knie gezerrt

und sie geküsst.”

      Das ruft endgültig meine Geister wach. „Nur! Mrs. Jervis”,

sage ich. „Genügt das nicht um zu zeigen, wovor ich

Angst hab? Wenn ein Herr wie euer Ehren sich herbeilässt

so frei zu sein mit einem armen Dienstmädchen wie

mir, was ist als nächstes zu erwarten?“

      „Aber euer Ehren tatet weiter, wie ihr getan habt. Und

drohtet damit, was ihr tun würdet. Euer Ehren gingt zu weit

für einen Herrn im Umgang mit einem Dienstmädchen

oder sogar mit seinesgleichen. Und ich kann’s nicht ertragen!”

Mich überkommt das grosse Heulen.


Ich halte sie für sehr hübsch  

Mrs. Jervis beginnt mich zu entschuldigen

und bittet ihn sich eines armen Mädchens zu erbarmen,

das solchen Wert auf seinen Ruf legt.

      Er sagt: „Ich sag’s ihr ins Gesicht, ich halte sie für sehr

hübsch und hab gedacht, sie sei mir ergeben und eine,

die sich meiner Gunst nicht widersetzt. Und ich hab mich ihr

zugewandt, aber mich schreckt der Gedanke sie

in etwas hineinzudrängen.“

      „Ich kenne mich”, sagt er, „selbst gut genug, auch was

mir zusteht, und ganz sicher hab ich mich selbst genug erniedrigt

um eine wie sie soviel Aufhebens zu machen. Aber ich

war, glaube ich, von ihr verhext mich freier zu benehmen als

mir zusteht, obwohl ich nicht die Absicht hatte den

Spass weiterzutreiben.”

      „Euer Ehren”, sage ich, „mögen das Spass oder Spiel

nennen oder was immer euch gefällt. Aber, Sir, in der Tat, das

ist nicht ein Spass, der sich für den Abstand zwischen

Herr und Dienstmädchen eignet!”

      „Hört ihr das, Mrs. Jervis?” sagt er. „Hört ihr, wie kess

das Ding ist? Davon hab ich eine gehörige Menge mitgekriegt

im Sommerhaus und gestern ebenfalls, was mich sie härter

anfassen liess, als sonst meine Art ist.”

      „Pamela”, sagt Mrs. Jervis. „Mit euer Ehren dürft ihr

nicht kess sein! Ihr solltet euren Abstand kennen. Ihr seht, für

euer Ehren war das bloss ein Spass!”

      „Oh, liebe Mrs. Jervis”, sage ich. „Rügt mich nicht

auch noch! Es ist sehr schwierig Abstand zu halten bei den

grössten Männern, wenn sie sich bei ihrem gemeinsten

Dienstmädchen nicht daran halten.”


Sämtliche Tricks ihres Geschlechts

„Sieh an”, sagt er. „Hättet ihr das geglaubt von

dem jungen Ding, hättet ihr’s nicht selbst gehört?”

      „Oh, euer Ehren”, sagt die gutmeinende Gentlewoman.

„Erbarmt euch, vergebt dem armen Mädchen. Sie ist nur ein

Mädchen, und ihre Ehrenhaftigkeit ist ihr etwas wert, und

ich bürge mit meinem Leben für sie. Sie wird nie wieder kess

mit euer Ehren sein, wenn ihr so gut sein wollt,

sie nicht mehr zu belästigen oder in Schrecken zu versetzen.“

      „Ihr seht ja an ihrer Ohnmacht, wie terrorisiert sie war.

Sie konnte nichts dafür. Auch wenn euer Ehren nichts Schlimmes vorhattet, so war es für sie doch beinah tötlich. Und ich hatte

gewaltig zu tun sie wieder zu sich zu bringen.”

      „Oh, die kleine Heuchlerin!” sagt er. „Sämtliche Tricks ihres Geschlechts hat sie drauf. Sie sind ihr angeboren. Und ich hab euch vor einer Weile gesagt, ihr kennt sie nicht. Aber das war nicht

der Hauptgrund, warum ich euch beide herbestellt hab. Ich denke,

mein Ruf nimmt Schaden durch die Perversität und Verrücktheit

dieses Mädchens.“

      „Sie hat euch alles erzählt und vielleicht noch mehr.

Nein, ich hab da keine Zweifel. Und sie hat Briefe geschrieben,

denn sie ist eine gewaltige Briefschreiberin, Briefe an Vater

und Mutter und andere, soweit ich weiss, wo sie sich selbst als

Engel in hellstem Licht darstellt und mich, ihren Herrn und

Wohltäter, als Wiedergeburt des Teufels.“

      „Und all das dulde ich nicht, und so hab ich beschlossen,

dass sie zu Elend und Armut zurückkehrt, von wo sie hergeholt

wurde. Und sie soll aufpassen, wie freizügig sie meinen Namen benutzt, wenn sie weg von mir ist.”

      Ich lebte förmlich auf unter diesen willkommenen

Worten. Und ich warf mich auf meine Knie, ihm zu Füssen, mit aufrichtigstem, erleichtertem Herzen. Und ich sage:

      „Gott schütze euer Ehren für diesen Entschluss, jetzt werde

ich glücklich sein. Und gestattet mir auf meinen gebeugten Knien

euer Ehren zu danken für Gunst und Wohlwollen, die ihr mir

erwiesen habt.“

      „Und für die Möglichkeit mich zu entwickeln und zu lernen,

die meine gute Herrin und euer Ehren selbst mir boten. Und ich verspreche euch, euer Name wird nicht über meine

Lippen kommen, es sei denn in Hochachtung und Dankbarkeit.”


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Der Drucker, der Autor wird