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HUMOR, SPIEL UND WITZ


Gewitztheit im Alltag: Aperçus, Beobachtungen

und Fingerzeige darauf, wie Humor und Lachen sich

in der Lebenspraxis auswirken. Werden wir

verspielt, wenn wir das Meer sehen?



               Fritz Hirzel, Passagiere des Glücks. Wem Lachen auf

               die Sprünge hilft. Essay. 140 Seiten. Berlin 2004.


Meer sehen  

Es ist die Arbeit, die als ernst gilt. Spiel verbinden wir

mit Freizeit. Werden wir verspielt, wenn wir das Meer sehen?


Mittdreissigerinnen  

„Du weisst noch nicht alles von mir“, sagt eine der zwei Mittdreissigerinnen, die mit Fahrrädern an diesem

Frühsommertag 2001 vor dem Gartenlokal Schleusenkrug in

Tiergarten stehen. Drauf lacht die zweite Frau:

„Ich weiss gar nix von dir.”


Bloomingdale’s  

Vor ein paar Jahren, inmitten eines aufgeregten Shoppings

während der Ferien bei Bloomingdale’s, erreicht Jon

endlich den Ladentisch fürs Checkout. An dem hat ein junger

Mann das Sagen, der sich ruhig herüberlehnt, indem

er zu ihm sagt, sotto voce:

Ich bin das Auge des Hurrikans

Rund um mich herum ist Chaos

Frustration und Ärger sind Lektionen

Alle Hindernisse sind Werkzeuge zum Lernen

Kann ich Ihnen helfen, Sir?


Unseriosität  

Sinn für Humor hat, wer eine Absurdität wahrnimmt,

wer die Unseriosität einer Situation erkennt:

Das sind Talente, die Frauen eigen sind, Talente, die wenig

zu tun haben mit der Fähigkeit einen Witz erzählen

zu können. Der Witz ist zur letzten Bastion männlicher

Selbstdarstellung geworden.


Lachverbot  

Am schnellsten bringen Sie Kinder zum Lachen, wenn

Sie ihnen zu lachen verbieten. Beginnt es hier,

das Spiel? Und setzt sich, was bei Kindern blind zu

funktionieren scheint, fort bei Erwachsenen

in der Lachnummer, die Verbot und Überschreitung bieten?

Lachen tangiert die Deutungshoheit.


Geisterbahn  

Das Lachen, das mitspielt im System des vorauseilenden

Gehorsams, hat immer schon Züge von

Geisterbahnlachen. Entsetzen wird weggelacht.


Alltagsmanöver  

Aussetzer, Verspieltheit und Lachen. Das ist eine

Konstellation mit erheblicher Verbreitung, sie spielt sich im

Laufgitter unserer Wahrnehmung ab. Darin

verbergen sich ganze Alltagsmanöver, um nicht zu sagen Überlebensstrategien.


Fujiyama  

Eine Schnecke möchte den Fujiyama, den höchsten Berg

Japans, besteigen. Sie fragt den Zen-Meister um

Rat. „Geh, Schnecke”, antwortet der. „Aber geh langsam.”


Kindheit  

Das für Erwachsene reklamierte Spielerische

geht auf Vorstellungen zurück, die sich am Spielerischen in der

Kindheit orientieren. Nie lernen wir leichter.


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